Leuprorelin

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Strukturformel von Leuprorelin

Leuprorelin (Leuprolin-Acetat, leuprolide acetate) ist ein Gonadotropin Releasing Hormon Analogon, das im menschlichen Organismus unter anderem eine Reduzierung des Gonadotropin Luteinizing Hormons bewirkt und zu einer Absenkung des Testosteronspiegels im Blut führt.

Leuprorelin wird z.B. eingesetzt bei


Verwendung von Leuprorelin bei Cluster-Kopfschmerz

Im Oktober 2010 berichtete Maria Nicolodi anlässlich des 2nd European Headache and Migraine Trust International Congress – EHMTIC 2010 über die erfolgreiche Behandlung von 67 an chronischem Cluster-Kopfschmerz leidenden Patienten, darunter eine Frau.

Diese 67 Patienten waren zuvor erfolglos mit Medikamenten wie Lithium, Verapamil, Corticosteroiden, Topiramat und Gabapentin behandelt worden. Weitere zwei Patientinnen und zwei Patienten waren zusätzlich zu den o.g. vorbeugenden Medikamenten ebenfalls erfolglos mit der Tiefenhirnstimulation (DBS) behandelt worden:[1]

  • Die Patienten hatten vor der Behandlung mit Leuprorelin drei bis sechs Cluster-Kopfschmerzattacken pro Tag, die DBS Patienten hatten sieben bis elf Attacken pro Tag. Die Attackendauer betrug 35 bis 67 Minuten und 47 bis 110 Minuten in der DBS Gruppe.
  • Die Patienten erhielten einmal monatlich eine Injektion mit 11,75 mg Leuprorelin, in der DBS Gruppe fünfmal monatlich.
  • Es wurde keine weitere vorbeugende Medikation verwendet, nur einer der 67 Patienten verwendete weiterhin Nimodipin aufgrund einer Kreislauferkrankung.[2]
  • Ergebnisse der 67 Patienten ohne DBS:
    • Die Behandlungsdauer betrug zwei bis drei Monate, entsprechend zwei bis drei Leuprorelin-Depot Injektionen.
    • Eine 50%ige Verbesserung wurde innerhalb der ersten 14 Tage erreicht.
    • 49 der 67 Patienten wurden vollständig schmerzfrei und hatten in den vier Jahren nach der Behandlung keinen Rückfall.
    • Die anderen 18 Patienten wurden für einen Zeitraum von 10 bis 15 Monaten vollständig schmerzfrei. Nach diesem Zeitraum genügte eine weitere Injektion mit Leuprorelin, um das erneute Auftreten der Attacken innerhalb von einer Woche zu beenden.
  • Bei dreien der vier vorher erfolglos mit der Tiefenhirnstimulation behandelten Patientinnen und Patienten waren die DBS-Elektroden bereits mehr als sieben Monate vor der Behandlung mit Leuprorelin entfernt worden.[2]
  • Die Attackenhäufigkeit der vier DBS Patienten reduzierte sich und betrug 6 Monate nach der Behandlung 0 bis 4 Attacken pro Tag[2], statt der ursprünglichen 7 bis 11 Attacken pro Tag. Diese Patienten erhielten weiterhin fünf Leuprorelininjektionen pro Monat.
  • Der vorherige Übergebrauch von Sumatriptan s.c. und/oder Tramadol durch die Patienten wurde nach der Behandlung mit Leuprorelin beendet.
  • Die Patienten berichteten keine schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen durch die Behandlung. Alle Teilnehmer beendeten die Studie, es gab keine Studienabbrüche.
  • Durch die Leuprorelinwirkung nachlassende Libido wurde bei den männlichen Patienten durch die begleitende orale Gabe von 50 mg Testosteron pro Tag vermieden.

Bereits 1992 hatten Maria Nicolodi, Federigo Sicuteri und Marco Poggioni über die Ergebnisse einer randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studie mit Leuprorelin berichtet, allerdings wurde damals eine geringere Dosis verwendet:[3]

  • Sechzig an chronischem Cluster-Kopfschmerz leidende männliche Patienten nahmen an der Studie teil. Die Diagnose der Patienten erfolgte nach den Kriterien der International Headache Society von 1988. Alle sechzig Patienten litten seit mindestens fünf Jahren an Cluster-Kopfschmerz. Eine Behandlung mit Lithium war bei diesen Patienten erfolglos oder hatte nur zu einer Verbesserung von weniger als 35% geführt.
  • Dreißig Patienten erhielten eine einzige intramuskuläre Injektion mit 3,75 mg Leuprorelin-Depot. Die Wirksamkeit einer solchen Injektion beträgt ca. einen Monat. Die restlichen dreißig Patienten erhielten eine intramuskuläre Injektion mit 2 ml Kochsalzlösung. Den Patienten wurde nicht mitgeteilt, was ihnen injiziert wurde. Wegen der durch das Leuprorelin zu erwartenden und spürbaren Reduzierung der Libido der Patienten ist die Studie nach der Auffassung der Autoren „single blind“, eine doppelblinde Studie sei aus diesem Grund nicht möglich. Die Zuordnung der Patienten zur Placebo- oder zur Wirkstoffgruppe erfolgte nach dem Zufallsprinzip.
  • Die Attackenhäufigkeit, die Schmerzstärke, die Dauer der Cluster-Kopfschmerzattacken und der Verbrauch von Akutmedikation wurden von den Patienten aufgezeichnet, beginnend zwei Wochen vor dem Beginn der Behandlung.
  • Befragungen der Patienten bezüglich ihrer sexuellen Aktivität wurden zu Beginn der Studie und alle zehn Tage im Monat nach der Injektion durchgeführt. Die sexuelle Aktivität wurde aufgrund von fünf Parametern bewertet: Masturbation, Geschlechtsverkehr, erotische Träume, spontane morgendliche Erektion und erotische Fantasien.
Ergebnisse
  • Alle Teilnehmer beendeten die Studie, es gab keine Studienabbrüche. Die Schmerzstärke und die Anzahl der täglichen Attacken vor der Behandlung, sowie das durchschnittliche Alter der Patienten waren zwischen der Placebogruppe und der Leuprorelingruppe statistisch nicht unterschiedlich.
  • Durch die Placebobehandlung wurden weder die Schmerzstärke noch die Anzahl der Attacken reduziert.
  • Die maximale Wirkung, in der Gruppe der mit Leuprorelin behandelten Patienten, war im Zeitraum 20 bis 30 Tage nach der Injektion:
    • die mittlere Anzahl der Attacken der 30 Patienten wurde reduziert von 2,1/Tag auf 0,37/Tag[2]
    • eine im Durchschnitt 63%ige Reduzierung der Schmerzstärke
    • die mittlere Dauer der Attacken reduzierte sich von 94 Minuten/Tag (Bereich 40 – 150 Minuten/Tag) auf 9,4 Minuten/Tag (Bereich 0 – 60 Minuten/Tag).
  • Zwölf der 30 Patienten, die Leuprorelin bekommen hatten, waren nach 17 Tagen schmerzfrei. Für vier der 30 Patienten hatte Leuprorelin keine Wirkung.
  • Der positive Effekt von Leuprorelin begann im Durchschnitt nach 10,1 Tagen (Bereich 7 – 15 Tage) und dauerte im Mittel 3,25 Monate (Bereich 1 – 7 Monate) an.
  • Die Patienten, bei denen eine Verbesserung eingetreten war, erhielten nach dem Nachlassen der Wirkung eine weitere Leuprorelininjektion. Die positive Wirkung der zweiten Injektion in dieser Patientengruppe war vergleichbar mit der Wirkung der ersten Injektion.
  • Die hauptsächliche unerwünschte Wirkung der Behandlung mit Leuprorelin war eine vorübergehende Reduzierung der Libido um durchschnittlich 66% in dieser Patientengruppe, verglichen mit der Situation vor der Behandlung. Bei sechs dieser Patienten war diese Reduzierung mit weniger als 30% nur geringfügig. Zwei dieser sechs Patienten hatten eine nur geringe Wirksamkeit der Behandlung. Einer dieser sechs Patienten wurde vollständig schmerzfrei und drei dieser sechs Patienten hatten eine Reduzierung der Schmerzstärke von 60%. Es war kein konsistenter Zusammenhang zwischen reduzierter Libido und der Wirksamkeit der Behandlung feststellbar. Weitere unerwünschte Wirkungen wurden in dieser Studie nicht beobachtet.

Unerwünschte Wirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen (mehr als 1 Behandelter von 10)

  • Hitzewallungen
  • spontane Haut- oder Schleimhautblutungen, Hautrötung
  • Müdigkeit
  • injektionsbedingte Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen (1 bis 10 Behandelte von 100)

  • Nasopharyngitis (Erkältungserscheinungen)
  • Übelkeit, Unwohlsein, Durchfall
  • Juckreiz, Nachtschweiß
  • Gelenkschmerzen
  • unregelmäßiges Wasserlassen (auch nachts), langsamer Beginn des Wasserlassens, Schmerzen beim Wasserlassen, verringertes Harnvolumen
  • Druckschmerzhaftigkeit der Brust, Anschwellen der Brust, Rückbildung der Hoden, Hodenschmerzen, Unfruchtbarkeit
  • Rigor (Episoden von Schüttelfrost mit hohem Fieber), Schwäche
  • Verlängerte Blutungszeit, Veränderung der Blutwerte

Quelle und weitere Informationen über unerwünschte Wirkungen, Kontraindikationen, Interaktionen, Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen siehe z.B.: Gebrauchsinformationen Eligard® 22,5 mg (Leuprorelinacetat) RTF-Datei

Handelsformen

Handelsnamen: Eligard® (D, A, CH), Enantone® (D, A), Lucrin® (CH), Sixantone® (D, A), Trenantone® (D, A), diverse Generika.

Siehe auch

Literatur

  • Nicolodi M.: „Leuprorelin as therapy of chronic cluster headache refractory to conventional prophylactic therapies and deep brain stimulation: open label observation.“ In: "Abstracts of the 2nd European Headache and Migraine Trust International Congress (EHMTIC). October 28-31, 2010. Nice, France". J Headache Pain 11 (Suppl 1): S35. October 2010. doi:10.1007/s10194-010-0259-3. PMID 21049310. 
  • Nicolodi M, Sicuteri F, Poggioni M (August 1993). "Hypothalamic modulation of nociception and reproduction in cluster headache. I. Therapeutic trials of leuprolide". Cephalalgia 13 (4): 253–7. doi:10.1046/j.1468-2982.1993.1304253.x. PMID 8374940. 
  • Nicolodi M, Sicuteri F, Poggioni M (August 1993). "Hypothalamic modulation of nociception and reproduction in cluster headache. II. Testosterone-induced increase of sexual activity in males with cluster headache". Cephalalgia 13 (4): 258–60. doi:10.1046/j.1468-2982.1993.1304258.x. PMID 8374941. 
  • Wilson, AC.; Meethal, SV.; Bowen, RL.; Atwood, CS. (Nov 2007). "Leuprolide acetate: a drug of diverse clinical applications.". Expert Opin Investig Drugs 16 (11): 1851-63. doi:10.1517/13543784.16.11.1851. PMID 17970643. 
  • Murialdo G, Fanciullacci M, Nicolodi M, Filippi U, De Palma D, Sicuteri F, Polleri A (June 1989). "Cluster headache in the male: sex steroid pattern and gonadotropic response to luteinizing hormone releasing hormone". Cephalalgia 9 (2): 91–8. doi:10.1046/j.1468-2982.1989.0902091.x. PMID 2663174. 
  • Sicuteri F (1988). "Antiandrogenic medication of cluster headache". Int J Clin Pharmacol Res 8 (1): 21–4. PMID 3366500. 
  • Sicuteri F.: Quasi phantom head pain from functional deafferentation. Clin J Pain. 1987; 3: 63-80. URL
  • Matharu MS, Boes CJ, Goadsby PJ (2003). "Management of trigeminal autonomic cephalgias and hemicrania continua". Drugs 63 (16): 1637–77. PMID 12904085.  URL

Externe Links

Einzelnachweise

  1. Nicolodi M.: „Leuprorelin as therapy of chronic cluster headache refractory to conventional prophylactic therapies and deep brain stimulation: open label observation.“ In: "Abstracts of the 2nd European Headache and Migraine Trust International Congress (EHMTIC). October 28-31, 2010. Nice, France". J Headache Pain 11 (Suppl 1): S35. October 2010. doi:10.1007/s10194-010-0259-3. PMID 21049310. 
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Persönliche Mitteilung von Maria Sicuteri Nicolodi, 07.01.2011
  3. Nicolodi M, Sicuteri F, Poggioni M (August 1993). "Hypothalamic modulation of nociception and reproduction in cluster headache. I. Therapeutic trials of leuprolide". Cephalalgia 13 (4): 253–7. doi:10.1046/j.1468-2982.1993.1304253.x. PMID 8374940. 



Die Einleitung dieses Artikels basiert auf einem Text, der aus der freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen wurde. Eine Liste der ursprünglichen Autoren befindet sich auf der Versionsseite des Wikipedia Artikels Leuprorelin.