Clomifen

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Clomifen ist ein Arzneistoff zur Auslösung eines Eisprungs bei Frauen mit Kinderwunsch. Die Substanz aus der Gruppe der selektiven Estrogenrezeptormodulatoren (SERM) ist ferner zur Behandlung bestimmter Formen einer ausbleibenden Regelblutung (Amenorrhoe) angezeigt. Bei hypogonadalen Männern steigert es die Testosteronproduktion. [1]

Clomifen bei Cluster-Kopfschmerz

Der US amerikanische Neurologe und Kopfschmerzexperte Todd. D. Rozen berichtete 2005 erstmals über eine erfolgreiche Clomifen-Behandlung eines Patienten mit SUNCT-Syndrom. 2007 und 2015 folgten zwei weitere Einzelfallberichte über zwei verschiedene Patienten mit ansonsten nicht erfolgreich behandelbaren, therapierefraktären chronischen Cluster-Kopfschmerzen. Diese beiden Patienten seien durch die vorbeugende Behandlung mit Clomifen völlig schmerzfrei geworden.

Die brasilianische Neurologin und Expertin für Cluster-Kopfschmerz, Maria Eduarda Nobre, berichtete 2017 über 15 schwerbehandelbare, therapierefraktäre Cluster-Kopfschmerzpatienten:

Die Clomifen-Behandlung wurde für sieben chronische und acht episodische Cluster-Kopfschmerz-Patienten, zehn Männer und fünf Frauen, verwendet. Das Alter variierte zwischen 25 und 64 Jahren und das Durchschnittsalter betrug 40,4 Jahre. Die chronischen Patienten waren refraktär gegenüber den verwendeten Medikamenten, und die episodischen Patienten wiesen neben einer Resistenz gegenüber herkömmlichen Medikamenten längere Clusterkopfschmerz-Perioden auf und übertrafen die durchschnittliche Zeit früherer Episoden. Das Gesamttestosteron lag bei drei Patienten unter der geschlechtsbezogenen Untergrenze und bei allen anderen an der unteren Grenze. Nach der Verwendung von Clomifen gab es eine Erhöhung des Testosterons auf normale Werte. Nur drei Patienten lagen über der normalen Obergrenze.

Frühere Medikationen wurden beibehalten. Clomifen wurde in den Morgendosen von 300 mg für zwei Tage, 100 mg für neun Tage, gefolgt von 50 mg verschrieben. Das Medikament wurde für mindestens 45 Tage und maximal 180 Tage verwendet. Die durchschnittliche Behandlungszeit betrug 104 Tage. Es gab keine signifikanten Nebenwirkungen. Ein Patient präsentierte sich mit leichter Akne und ein anderer mit einer Ovarialzyste. Beide Zustände nahmen ab, als das Medikament abgesetzt wurde. Es gab keine Gewichtszunahme oder signifikante biochemische Veränderungen des Blutes.

Ein Ende der Cluster-Kopfschmerzen trat bei allen Patienten auf, einschließlich der chronischen Betroffenen. Die durchschnittliche Zeit bis zur Schmerzfreiheit betrug 15 Tage und die Clusterremission betrug bis zu 60 Tage. Nach durchschnittlich 15 Tagen nach Beginn der Behandlung waren die meisten Patienten für durchschnittlich 26 Tage schmerzfrei. Das Medikament habe sich als sicher und gut verträglich erwiesen. 25% der Patienten berichteten das Verschwinden der Schmerzen innerhalb von zehn Tagen nach Beginn der Behandlung und 75% der Patienten innerhalb von 30 Tagen. Die durchschnittliche Zeit vom Beginn der Behandlung mit Clomifen bis zur Clusterremission betrug 60 Tage. Bei der Auswertung der vollständigen Remission berichteten 25% der Patienten innerhalb von 30 Tagen nach Beginn der Behandlung und 75% innerhalb von 90 Tagen über eine vollständige Remission, durchschnittlich 60 Tage bei chronischen Patienten und 22 Tage bei episodischen Patienten. Nach dem schrittweisen Absetzen von Clomifen wurden alle vorbeugenden Arzneimittel abgesetzt.

Im Gegensatz zu synthetischem Testosteron kann Clomifen von Männern verwendet werden, die Kinder haben wollen, da es die Spermatogenese nicht beeinflusst. Es wird in Fällen von männlicher Unfruchtbarkeit verwendet, um das Keimepithel durch zunehmende Sekretion des Luteinisierendes Hormon (LH) und Follikelstimulierendes Hormon (FSH) zu stimulieren. Es ist die Testosteronersatztherapie der Wahl für junge Männer, um die Fruchtbarkeit zu erhalten. Da es kein Protokoll gibt und es sich um eine innovative Behandlung handelt, haben die Autoren ein Protokoll erstellt, das auf Behandlungen basiert, die eine schnelle hypothalamische Reaktion erfordern. Fälle im Zusammenhang mit der Verwendung von anabolen Steroiden, die von Impotenz bis zu psychiatrischen Notfällen reichen, sind Beispiele. Es gibt eine Unterdrückung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse und höhere Anfangsdosen werden für eine schnellere Hypothalamus-Reaktion verwendet. Die Autoren entschieden sich daher für eine Dosierung von 300 mg während der ersten zwei Tage, 100 mg für neun Tage und eine Dosis von 50 mg danach.

Bei Frauen stimuliert Clomifen den Eisprung. Eine sichere Verhütungsmethode ist notwendig, um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden, die oft mehrfach ist. Die Autoren schlagen eine Hormonspirale vor (Levonorgestrel-freisetzendes intrauterines System).

Wirkungsmechanismus

Der genaue Wirkungsmechanismus ist nicht im Detail bekannt. Die Wirkung entsteht hauptsächlich dadurch, dass den Gonadotropin erzeugenden Zellen in der Hirnanhangdrüse ein Sexualhormonmangel vorgetäuscht wird. Man geht davon aus, dass Clomifen dazu an den Steroidrezeptor im Hypothalamus bindet und ihn für das entsprechende Steroid (Testosteron oder Estrogen) blockiert. Die Gonadotropin erzeugenden Zellen schütten infolgedessen vermehrt Luteinisierendes Hormon (LH) und Follikelstimulierendes Hormon (FSH) aus, um das (scheinbar zu niedrige) Niveau der Sexualhormone zu heben. Dies führt zur Anregung der Eierstock- oder Hodenfunktion. Die physiologische und progressive Zunahme von Testosteron bietet eine mögliche Erklärung für die Wirkung bei der Cluster-Kopfschmerzbehandlung. Eine andere Hypothese wäre eine Wirkung auf orexinerge Rezeptoren, die gleichzeitig mit der Blockierung östrogener Hypothalamus-Rezeptoren auftritt und zu einem Anstieg von Orexin-A führt, der die autonome Aktivierung des Trigeminus unterdrücken könnte. Orexin wurde als wichtiges Neuropeptid in der Pathogenese von Cluster-Kopfschmerzen vorgeschlagen.[2][3]

Literatur

  • Rozen TD (2015). "Clomiphene citrate as a preventive treatment for intractable chronic cluster headache: a second reported case with long-term follow-up". Headache 55 (4): 571–4. doi:10.1111/head.12491. PMID 25828543. 
  • Rozen TD (2014). "Complete alleviation of treatment refractory primary SUNCT syndrome with clomiphene citrate (a medicinal deep brain hypothalamic modulator)". Cephalalgia 34 (12): 1021–4. doi:10.1177/0333102414527647. PMID 24662321. 
  • Rozen TD, Saper JR, Sheftell FD, Dodick DW (2005). "Clomiphene citrate as a new treatment for SUNCT: hormonal manipulation for hypothalamic-influenced trigeminal autonomic cephalalgias". Headache 45 (6): 754–6. doi:10.1111/j.1526-4610.2005.05143_2.x. PMID 15953310. 

Siehe auch:

Externe Links

Einzelnachweise

  1. Katz DJ, Nabulsi O, Tal R, Mulhall JP (2012). "Outcomes of clomiphene citrate treatment in young hypogonadal men". BJU Int. 110 (4): 573–8. doi:10.1111/j.1464-410X.2011.10702.x. PMID 22044663. 
  2. Rozen TD (2008). "Clomiphene citrate for treatment refractory chronic cluster headache". Headache 48 (2): 286–90. doi:10.1111/j.1526-4610.2007.00995.x. PMID 18070056. 
  3. Nobre ME, Peres MFP, Moreira PF, Leal AJ (2017). "Clomiphene treatment may be effective in refractory episodic and chronic cluster headache". Arq Neuropsiquiatr 75 (9): 620–624. doi:10.1590/0004-282X20170119. PMID 28977141.  - Free full text