Bericht Friedrich

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Meine Kopfschmerzen

Dazu, diesen Bericht zu schreiben, habe ich überhaupt keine Lust. Ekelhaft, vor dem Computer zu sitzen und seine eigene Krankheitsgeschichte aufzuschreiben. Und das auch noch mit dem klaren Ziel, diese ins Internet zu stellen damit andere das Lesen können. Da muss man ja zweimal nachdenken, was man schreibt.

Warum ich das trotzdem tue ?

- Das Lesen der Berichte anderer Betroffener hat mir sehr geholfen !

Und um meine Kopfschmerzen, Auslöser etc. besser kennen zu lernen. Mir schwirrt da so viel im Kopf rum: Wie ist das damals gewesen ... ? - Hatte ich da nicht auch ... ? Das Schreiben dieses Berichtes wird mir helfen diese Dinge zu sortieren und damit ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zu bekommen.

Liebe Inhaber aller seltsamen und wiederkehrenden Kopfschmerzen:

- Quält Euch und schreibt auch !

Liebe „Neulinge“:

- Geht zum Arzt, nur der kann helfen ! - Wenn der Arzt nicht helfen kann, sucht Euch einen anderen Arzt !

So, und jetzt geht es los: Bin 1962 geboren, männlich, starker Raucher (Marlboro ca. 2 Schachteln am Tag), trinke fast jeden Abend 1 – 2 Flaschen Bier und oft noch ein, zwei spanische Brandys dazu. Am Wochenende in Gesellschaft auch „ab und zu mal etwas mehr“. Gerne trinke ich auch einen guten Rotwein zum Essen. Bin 188 cm groß, mit 105 kg nicht zu dick, nur etwas zu klein für mein Gewicht. Augenfarbe braun, Haarfarbe braun, Blutgruppe 0+. Nach einer seit 1992 permanent laufenden statistischen Erhebung ist mein Kaffeekonsum im Büro kontinuierlich überdurchschnittlich.

Kopfschmerzen in der Familie? - Mein achtjähriger Sohn hat gelegentlich beidseitige Kopfschmerzen, ein Verdacht auf Kindermigräne wurde diagnostisch nicht bestätigt. Mein zehnjähriger Sohn hatte noch nie Kopfschmerzen. Mein Bruder hat keine Kopfschmerzen. Meine Mutter hat ab und zu beidseitige Kopfschmerzen, sie trinkt dann ein Glas Wasser und geht an die frische Luft. Meine Großmutter väterlicherseits hatte eine Trigiminusneuralgie.

Mein Vater ist 1971 im Alter von 38 Jahren an der Hodkinschen Krankheit gestorben, (Lymphdrüsenkrebs). Heute ist diese Krankheit zu über 90% heilbar. Er hatte zuerst einen geschwollenen Hals und ist dann erst ein dreiviertel Jahr lang gegen Erkältung, Folgen von Zugluft usw. behandelt worden, bis er die richtige Diagnose hatte. Ein gutes Jahr nach der Diagnose war er tot. Herzversagen nach Chemo- und Strahlentherapie.

Im Alter von ca. 5 Jahren bin ich wegen Bremsversagen mit dem Fahrrädchen die Kellertreppe heruntergefahren, gebremst habe ich dann mit dem Kopf an der Betonwand. Platzwunde, dicke Beule aber wohl keine Gehirnerschütterung. Ansonsten hatte ich nie einen Unfall, bei dem der Schädel was abbekommen haben könnte, halt ab und zu mal irgendwo gestoßen. Kein Trauma. Knochenbrüche hatte ich noch nie. Während der Lehre hatte ich gelegentlich mit Entfettungsmitteln wie Verdünnung oder Trichlorethylen zu tun. Vom Einatmen der Dämpfe wurde mir manchmal schwindelig. Die Fachhochschule an der ich studiert habe wurde inzwischen saniert, PCB oder so was. Einmal hatte ich Zinkfieber, das bekommt man durch das Einatmen der Dämpfe von flüssigem Zink.

Außer den üblichen Erkältungen bis zur Bronchitis und Nasennebenhöhlenentzündungen war ich nie ernsthaft krank. Ende 1989 bin ich nach dem Studium „vom Lande“ in die Stadt gezogen und war dann sehr häufig und oft sehr stark erkältet. Vor Antritt meiner ersten Arbeitsstelle 1989 war ich noch „Last Minute“ eine Woche in der Türkei gewesen und hatte von dort einen heftigen grippalen Infekt mit Nebenhöhlenentzündung mitgebracht. Den ersten Job wollte ich natürlich nicht mit einer Krankmeldung beginnen, ich bin täglich zur Arbeit gegangen und wurde die Seuche erst nach 2 Monaten los - verschleppt. Die Häufigkeit meiner Atemwegserkrankungen hat sich nach 1993 dann wieder verringert. Wenn es mir richtig schlecht geht, gehe ich zum Arzt und bekomme in der Regel Antibiotika verschrieben. Dazu inhaliere ich dann etwas weniger Zigaretten, aber Salzwasser mit einem Inhalator.

Atemwegsinfekte, Bronchitis, Nebenhöhlenentzündungen seit 1999: Februar 1999, August 1999, Dezember 1999, November 2000, März 2001, April 2001, Juni 2001, März 2002, März 2003, Februar 2005.

2002 hatte ich eine heftige Bronchitis, dabei habe ich das erste Antibiotikum nicht vertragen, das zweite und dritte haben nicht gewirkt, erst mit dem vierten Medikament trat Besserung ein. Eine negative Reaktion auf Penicillin hatte ich auch einmal in meiner Jugend: Hohes Fieber, Ausschlag, Durchfall. 2002 war ich insgesamt vier Wochen arbeitsunfähig und habe in der Zeit auch nicht geraucht. Leider habe ich danach wieder angefangen. Ich rauche gern. Davor hatte ich ca. 1991 das letzte Mal versucht damit aufzuhören, aber nach einer Woche wieder angefangen.

Etwa 1990 hat sich so etwas wie ein leichter Heuschnupfen entwickelt, kommt meist im Frühjahr/Frühsommer. Ich vermute Gräserpollen. Ab und zu Niesanfälle, laufende Nase, gerötete Augen. Während einer Radtour durch blühende Wiesen habe ich 1998 zwei Pakete Papiertaschentücher auf 5 km verbraucht. Das mit dem Heuschnupfen ist mit der Zeit aber wieder weniger geworden, war damit nie in Behandlung. Unabhängig von der Jahreszeit hatte ich an meinem Arbeitsplatz 1990-1992 gelegentlich heftige Niesanfälle, eine Kollegin auch. Das war nur im Büro, Zuhause etc. nicht. Seit 1992 anderer Arbeitsplatz, Niesen im Büro ist nicht häufiger als sonst auch. Habe ab und zu starke Niesanfälle (wie bei Heuschnupfen, aber ohne Nase laufen) das ganze Jahr über. Pollen, Schimmelpilze?

1993 wurden zwei Weisheitszähne gezogen. Einer davon ist dabei zerbrochen, die Zahnwurzeln mussten mühevoll ausgegraben werden. Dabei ist ein Nerv wohl leicht beschädigt worden. Ich hatte fast zwei Wochen lang das Gefühl, als ob die Betäubungsspritze nicht aufhört zu wirken. Dieses seltsame Gefühl reichte bis in die Zungenspitze. Nach etwa zwei Wochen war das wieder O.K. 1998 wurde ein weiterer Weisheitszahn problemlos extrahiert.

Nächtliche Wadenkrämpfe hatte ich früher oft. Seitdem ich regelmäßig abends Milch trinke nicht mehr. Trinke ich eine Zeitlang keine Milch, kommen die Wadenkrämpfe wieder. Auf dem linken Auge bin ich kurzsichtig, rechtes Auge ist o.k. Die Brille trage ich nur beim Autofahren. Mein Augenarzt sagt, das ist kein Problem. Als Schreibtischtäter habe ich oft Rückenverspannungen. Eine gute Matratze hat das verbessert. Ich war mit den Rückenverspannungen nie beim Arzt. Seit etwa 1990 schwitze ich auch schnell und stark, das war davor nicht. Mein Blutdruck war in der Jugend immer zu niedrig, insbesondere bei Infektionen hatte ich oft den Jalousieneffekt: Schwarz vor den Augen nach dem Aufstehen. Das hat sich mit der Zeit gelegt, ich habe normalen Blutdruck. Februar 1999 Bronchitis.

Ansonsten war ich bis 1999 völlig gesund. Kopfschmerzen hatte ich nie.

        - Gar keine Kopfschmerzen, auch keine Katerkopfschmerzen - 

Im Juli 1999 dann plötzlich nachts heftige, stechende Kopfschmerzen in der linken Schläfe. Traten ca. 1 – 2 Stunden nach dem Einschlafen auf. Dauer ca. 30 Minuten, fast jede Nacht. Kann mich nicht an ein tränendes Auge oder Nasenlaufen erinnern, war glaube ich nicht. Ich vermutete u.a. eine Stirnhöhlenentzündung und bin direkt zum Hals-Nasen-Ohrenarzt. Dieser hat alles untersucht, inkl. Röntgenbild. Ohrenschmalz wurde entfernt. Sonst nichts gefunden. Danach Augenarzt, Zahnarzt, Neurologe. Der letztere hat seine komplette Technik eingesetzt und es wurden auch MRT Bilder vom Inneren meines Schädels erstellt.

Ergebnis: Nichts, ich bin kerngesund ! Der Neurologe sprach über Adernerweiterung und Aderverengungen, auch eine mögliche Virusinfektion wurde erwähnt. Alkohol erweitere die Adern und Nikotin ziehe sie zusammen. Dieser ständige Wechsel könne dann zu Kopfschmerzen führen. Ich war heilfroh: Kein Tumor!

Zum Glück waren auch die Kopfschmerzen bis zur abschließenden Diagnose weg. Der Neurologe hat mich darauf hingewiesen, dass insbesondere auch Weizenbier Kopfschmerzen verursachen kann. Ich hatte mir im Sommer statt des sonst üblichen Jever Pils eine Kiste Weizen hingestellt. Trinke im Sommer ganz gerne mal Weizenbier. Der Neurologe auch. Nachdem die Kopfschmerzen weg waren habe ich auch wieder Weizenbier getrunken – keine Probleme.

Auszug aus dem Bericht des Neurologen an den Hausarzt: „Differentialdiagnostisch ist insbesondere wegen der nächtlich auftretenden Anfälle an Cluster–Kopfschmerz zu denken.“

Diesen Bericht habe ich im Juli 2005 zum ersten Mal gesehen. Manche Ärzte sagen dem Patienten ja bekanntlich nicht alles. Es hätte mich damals aber auch nicht weiter interessiert, was Cluster-Kopfschmerzen sind. Die Schmerzen waren ja weg.

Beruflich bin ich „normal“ gestresst, manchmal mehr, manchmal weniger. Meine Arbeit macht mir Spaß! Privat hatten wir 1999 eine Ehekrise. Meine geliebte Frau und ich hatten irgendwann vermutet, dass die Kopfschmerzen vielleicht auch von dieser psychischen Belastung gekommen sein könnten. Unsere Ehe ist inzwischen längst wieder „im Lot“. Ein paar Wochen nachdem die Kopfschmerzen weg waren, mal wieder Bronchitis. Und das im schönen, sonnigen August 1999. Im Dezember 1999 wieder Bronchitis.

September 2000, Urlaub im wunderschönen Griechenland. (Nein, nicht Samos Wolfgang, Chalkidiki, Sithonia !) Nach ein paar Tagen schwimmen und Schnorcheltauchen nachts Ohrenschmerzen, auf der rechten Seite. Aufgestanden, Zigarette geraucht, Schmerzen gingen nach einer Weile weg. Tagsüber keine oder nur geringe Schmerzen. Die Ohrenschmerzen haben mich mehrere Nächte hintereinander aus dem Schlaf geholt und reichten von der Schläfe bis in den Nacken. Bin dann zu Arzt gegangen, er hat mir Tropfen gegeben, die ich dreimal täglich in das Ohr träufeln sollte. Und ich sollte nach drei Tagen wiederkommen. Da wurde mir dann das rechte Ohr ausgespült, mit einer dicken Spritze und viel warmen Wasser. Ich wusste nicht, dass man soviel Dreck im Ohr haben kann, wie da raus kam. Diese Methode hatte ich zum letzten Mal als Kind erlebt. Geholfen hat das ganze nichts, ich habe weiter Ohrentropfen bekommen, aber die Schmerzen blieben, diese kamen fast jede Nacht einmal wieder.

Wieder Zuhause in Deutschland bin ich dann hier zum Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO), nach seinem Befund war alles in Ordnung, der griechische Kollege hatte gute Arbeit gemacht. Die nächtlichen Schmerzen kamen aber immer noch und beschränkten sich nicht nur auf das Ohr. Betroffen war immer die rechte Kopfhälfte von Schläfe/Auge bis in den Nacken. November 2000 Bronchitis.

Der Schmerz kam fast jede Nacht einmal ca. 1 Stunde nach dem Einschlafen. Ich kann mich nicht an Pausen von mehr als zwei Tagen erinnern. Zeitweise war es unerträglich, aber ich habe nie brüllen müssen oder Türpfosten beschädigt. Aus dem Bett aufstehen musste ich immer. Ab in den Hobbykeller, tief durchatmen, den Nacken massieren und nachher ganz vorsichtig auch Stirn und Schläfe. Das Massieren seit irgendwann am liebsten mit einem Frotteehandtuch, das trocknet direkt auch den Schweiß und stimuliert die Haut besser. Am Hinterkopf, direkt über dem Nacken ist irgend so ein Knubbel (kurz I.S.E.K, ich liebe abgekürzte medizinische Fachbegriffe), ein I.S.E.K links + ein I.S.E.K rechts. Der rechte I.S.E.K ist gegenüber dem linken I.S.E.K leicht geschwollen und braucht vorsichtige Massage. Der Nacken muss kräftiger massiert werden. Könnte ein Lymphknoten sein der I.S.E.K.

Das rechte Auge tränt, es hilft mir, den Tränensack auszudrücken. Die Nasenschleimhäute schwellen erst an, dann löst sich klarer Schleim aus dem rechten Nasenloch und dem Rachen. Nase putzen, dass die Wände wackeln, aber erst muss sich der Schleim lösen. Mit dem Schleim geht auch der Schmerz weg. Irgendwann kam ich auf die Idee, das „Abschleimen“ mit Schnupfennasenspray zu unterstützen (Xylometazolinhydrochlorid 0,1%, z.B. Olynth).

Ein solches Schnupfennasenspray hatte ich während meiner häufigen Atemwegserkrankungen so gut wie nie benutzt. Bekanntlich kann man davon ja abhängig werden. Ich habe sowieso eine Abneigung gegen Medikamente, wegen der „Risiken und Nebenwirkungen“.

Gegen die nächtlichen Schmerzen entwickelte sich mit der Zeit die folgende „Behandlungsweise“: Wenn der Schmerz mich weckt: SOFORT aufstehen. Jeder Versuch Liegenzubleiben und Weiterzuschlafen macht alles nur noch schlimmer. Ins Bad, ein Stoß Nasenspray in jedes Nasenloch. Dann in den Hobbykeller, für die Dauer einer Zigarette, das Nasenspray muss einwirken. Tatsächlich vermute ich auch, dass das Nasenspray ohne die Zigarette nicht oder wesentlich schlechter wirkt. Massieren, siehe oben. Kopf kreisen lassen, entspannen, tief durchatmen. Ich laufe nicht viel rum, dazu ist der Keller zu klein, aber ich bleibe in Bewegung. Der Schmerz wird stärker, reicht vom Auge bis zum rechten I.S.E.K. Das rechte Innenohr schmerzt ebenfalls, manchmal der Bereich der Kieferhöhle. Ein glühender Speer mit Widerhaken. Voodoo. Manchmal möchte ich die Bohrmaschine nehmen und den Kopf aufbohren, damit der Schmerz nachlässt. Das habe ich aber nie ausprobiert.

Es kommt mir so vor, als ob das rechte Ohr irgendwie zu ist. So ähnlich wie im Flugzeug. Es gibt doch eine Verbindung zwischen Gehörgang und Nebenhöhlen. Wenn ich den Kiefer nach unten ziehe und dabei so ähnlich tue als wollte ich mit dem Ohr wackeln, dann knackt es im Ohr. Viel knacken lassen macht das Ohr wieder frei. Das hilft den Schmerz loszuwerden. Beim HNO war ich oft genug, habe den Arzt auch irgendwann gewechselt. Der HNO hat nie irgendetwas Gravierendes feststellen können.

Der Nacken ist verspannt, das reicht manchmal bis unter das rechte Schulterblatt und bis in den rechten Oberarm. Langsam löst sich der Schleim aus dem Hals und in der Nase. Das ist nach ca. 5 Minute, also nach der Zigarette. Die Nase muss laufen. Dann Schnäuzen, dass die Wände wackeln, der Schleim muss raus. So, jetzt geht es schon besser. In seltenen ganz schweren Fällen noch einmal mit Nasenspray nachhelfen. Immer wieder Schnäuzen. Tränensack noch einmal ausdrücken. Tief durchatmen, massieren. Noch eine Zigarette. Nach ca. 15 Minuten ist der Spuk vorbei. In seltenen schweren Fällen 30 Minuten. Danach direkt wieder Schlafengehen, manchmal noch mit etwas Restschmerz, der legt sich beim Einschlafen. Übelkeit hatte ich nie. Bei sehr starken Schmerzen war mir manchmal schwindelig, ich musste mich anlehnen oder festhalten.

Viel kühles Wasser trinken hilft. Eine Nacht im Urlaub im Allgäu hatte ich kein Nasenspray mehr und Durst. Das kühle, frische Quellwasser aus der Wasserleitung des Bauernhofes im Allgäu war köstlich und brachte Erleichterung. Viel Wasser trinken ist ja auch schleimlösend, ich habe in der Nacht mehr davon gesoffen als die 50 Rinder im Stall zusammen.

Ganz Selten kam der Schmerz zweimal pro Nacht, selten auch tagsüber. Dann meist morgens oder abends. Nie während der Arbeit. Habe trotzdem niemals erwogen, dass Büro nicht mehr zu verlassen. Am liebsten hatte ich den Schmerz abends kurz vor dem Schlafengehen, das waren die besten Zeiten, weil ich dann in der Regel die Nacht durchschlafen konnte.

Wenn der Schmerz, meist dann eher leicht, morgens kam, war er nach 10 – 15 Minuten und der ersten (riesengroßen) Tasse Kaffee schon wieder weg. Wenn mein favorisierter Lieblingsschmerz am späten Abend aufzog, half oft auch ein Espresso oder vielmehr Mokka, aber dreifach, große Tasse. Die Nase muss in die Tasse passen um auch ein bisschen zu inhalieren. Lecker, in der Kanne gebrühter Mokka. Meine geliebte Frau macht uns gerade einen. Ich hatte zeitweise das Gefühl, Mokka hilft auch vorbeugend. Habe aber auch genug Nächte mit Schmerz trotz Mokka hinter mir.

Ich erinnere mich an einen heftigen Kopfschmerzanfall nach einem abendlichen Geschäftsessen während einer Dienstreise. Zanderfilet in Mandelkruste. Oder war es das Weizenbier? Direkt nach dem Essen kam der Schmerz. Bin dann Richtung Toilette und habe mich ins Freie verdrückt. Eine ruhige Ecke gesucht, massiert, Nase geschnäuzt. Nach einer halben Stunde war ich wieder zurück. Man fällt dann schon auf. Zuhause hatte ich nie solche Schmerzen direkt nach dem Essen. Bei unserem Lieblingsitaliener trinke ich regelmäßig zum Essen einen halben Liter trockenen Rotwein, war nie ein Problem. Zuhause am Wochenende auch gelegentlich Rotwein, schmerzfrei. Irgendwann habe ich starke nächtliche Kopfschmerzen mit einem Essen beim Chinesen in Verbindung gebracht. Man liest ja so viele seltsame Sachen, insbesondere im Internet. Natriumglutamat? Zufall? Rotwein? Weizenbier? Wir waren auch oft genug beim Chinesen, ohne dass ich danach ungewöhnliche Kopfschmerzen hatte.

Januar 2001: Skiurlaub im Allgäu. Die Kopfschmerzen waren die Hölle. Jede Nacht heftigst, manchmal mehrmals. Superkopfschmerz in einer Nacht, nachdem ich mich am Tage bei der Abfahrt im wahrsten Sinne des Wortes „aufs Ohr gelegt“ hatte: Ich bin so blöd in den Neuschnee gestürzt, dass der Schnee in den Gehörgang eingedrungen ist. Rechte Seite. Leckeres Quellwasser trinken hilft. Warum waren die Schmerzen während dieses Urlaubs so schlimm? Die Höhe, das Rauf und Runter zwischen 700 und 1300 Meter? – 2002 und 2003, waren wir zum Skifahren in demselben Ort. Keine außergewöhnlichen Schmerzen. Weihnachten 2004: Skifahren im Pitztal, am Hochzeiger. Ort 1100m, Skigebiet bis 2400m Höhe. Keine außergewöhnlichen Schmerzen. Ostern 2005 wieder Skiurlaub im Pitztal. kaum Schnee am Hochzeiger, also auf den Gletscher, bis 3400m! - Keine außergewöhnlichen Schmerzen.

Die Ernährung war während dieser Winterurlaube eigentlich immer ähnlich. Selten Restaurant, oft Fertiggerichte. Pizza, Nudelgerichte etc. Im Juni 2001 waren wir wieder in Griechenland, zum sechsten Mal Urlaub am gleichen Ort. Häufig Kopfschmerzen unmittelbar nach dem Abendessen im Restaurant. Wir gehen seit irgendwann dort immer in das gleiche Lokal. Rotwein + Ouzo sind dann fast immer zum Essen dabei. Und später, wenn die Kinder im Bett waren, auch noch reichlich Rotwein und etwas Ouzo. Um den Schmerz runterzuspülen. Hatte ich dann nachts eigentlich auch noch einmal Kopfschmerzen? Ich glaube schon. Die Kopfschmerzen nach dem Essen hatte ich im Jahr davor, als das alles anfing nicht. Gleiches Restaurant, gleiche Speisen und Getränke.

Zuhause ging es wieder besser, - Keine außergewöhnlichen Schmerzen, auch nicht nach Rotwein oder Weizenbier. Mein Alkoholkonsum hatte sich im Laufe der Zeit auf das oben beschriebene Maß gesteigert. Ich hatte den Eindruck, dass die nächtlichen Schmerzen damit leichter zu ertragen sind. Irgendwann hatte ich allerdings das Gefühl, als ob ein abendlicher Whisky den nächtlichen Schmerz verstärkt. Habe von Whisky, den ich früher gerne getrunken habe dann lange die Finger gelassen. Ich grille gerne, Würstchen, fertig mariniertes Fleisch etc. war nie ein Problem - Keine außergewöhnlichen Schmerzen, ab jetzt kurz: K.a.S.

Meine Leber ist O.K. Hatte heute den letzten Arzttermin zur Vorsorgeuntersuchung, ich bin rundherum gesund. Der Blutdruck beim Belastungs- EKG war allerdings zu niedrig. Kommt wohl vom Verapamil. Aber dazu später, wir sind ja erst im Jahre 2001.

Bronchitis: März und April 2001, zweimal kurz hintereinander. August 2001 HNO.

Wenn die Kopfschmerzen sehr schlimm waren, bin ich nie zum Hausarzt, sondern immer direkt zum HNO gegangen. Für mich hatten die Schmerzen irgendwie etwas mit Nebenhöhlen, Stirnhöhlen oder den Ohren zu tun. Oft war das rechte Ohr auch leicht entzündet oder zumindest musste Ohrenschmalz entfernt werden.

September 2001: Meine Frau hat mich überzeugt zum Arzt zu gehen, wegen der nächtlichen Atemstillstände. Der überweist mich ins Schlaflabor, ich bekomme ein CPAP Gerät. Ich habe dort gefragt, ob meine nächtlichen Kopfschmerzattacken eventuell mit dem Sauerstoffmangel zusammenhängen könnten. „Kann schon sein“, meinte der Arzt. Das CPAP Gerät hat aber an den Kopfschmerzen nichts geändert.

Dezember 2001: Hals-Wirbelsäulen-Syndrom, werde morgens mit steifem Nacken wach. Im Büro wird das immer schlimmer, ich fahre mit dem Auto zu einem Orthopäden obwohl ich den Kopf nicht mehr drehen kann. Spritzen und Einrenken (knack!). Diagnose ansonsten: „normaler“ Verschleiß im Nacken. Ich hatte im Gespräch auch meine ständigen nächtlichen Kopfschmerzattacken erwähnt. Der Arzt äußerte den Verdacht, es könnte ein „Bing-Horton-Syndrom“ sein und empfahl den Besuch eines Neurologen.

„Bing-Horton-Syndrom“ (= Clusterkopfschmerzen) – Was ist das denn? - Ich habe dann das Internet dazu durchsucht. Zusammenfassende Erkenntnis damals: Unheilbar, die Schmerzen lassen sich nur durch Medikamente mit heftigsten Nebenwirkungen behandeln. Ein Betroffener schrieb, dass das Medikament welches er bekam nach einigen Todesfällen vom Markt genommen wurde.

Was soll ich also beim Neurologen? – Bleibe ich doch lieber bei meiner bewährten Selbsttherapie – siehe oben. Außerdem war ich immer noch davon überzeugt, dass es sich bei meinen Kopfschmerzen um eine HNO Geschichte handelt, die HNO-Ärzte aber zu blöd sind, die Ursache für diese Schmerzen zu finden.

April 2002 HNO: Septumdeviation, Gehörgangfurunkel rechts, Gehörgangsekzem

Juli 2003 noch einmal HWS Syndrom, musste zweimal eingerenkt werden bis der Nacken wieder o.k. war. Dezember 2003 nachts mehrfach tierische Schmerzen in der rechten Ferse. Bursitis/Schleimbeutelentzündung ? – Ich hatte das Gefühl, der Kopfschmerz hatte sich „verirrt“, bin aufgestanden, in den Keller gehumpelt, nach ca. einer Zigarette war der Fersenschmerz so gut wie weg, das Ganze dann ca. fünfmal in einer Nacht! Dezember 2003 Ohrenschmerzen rechts, Ohrenschmalz entfernt.

Ab Dezember 2003 fliege ich beruflich bedingt ca. zweimal monatlich nach Spanien. Dort bekomme ich fast regelmäßig mit dem Abendessen Kopfschmerzen. Einmal auch vor dem Essen, da war der Hunger der Auslöser (Das habe ich auch erst viel später begriffen). Meist habe ich die Kopfschmerzen aushalten können, ohne die Gesellschaft zu verlassen. Nacken massieren, „mit dem Ohr wackeln“, trinken, Nase putzen. Nachts dann regelmäßig ein bis dreimal heftige Kopfschmerzen, Dauer jeweils ca. 30 min. Habe beim Essen dann auf „Meeresfrüchte“, insbesondere auf die köstlichen Gambas verzichtet und hatte den Eindruck die Schmerzen waren dann nicht mehr ganz so schlimm. Ein paar Mal musste ich wegen der starken Schmerzen die Tischgesellschaft verlassen. Raus auf die Strasse, eine ruhige Ecke suchen und den Schmerz bekämpfen.

Ab Dezember 2004 bekomme ich während der regelmäßigen Flüge fast immer „meine Kopfschmerzen“. Das ist so fürchterlich, wenn man in dem engen Flugzeug sitzt, nicht rauchen darf etc.; Schnupfennasenspray ohne Zigarette hilft kaum. Die Schmerzen beginnen auf Reisehöhe und verschwinden erst mit dem Landeanflug. Einmal hatte ich die Schmerzen erst direkt nach dem Flug im Auto. Also Januar 2005 wieder zum HNO: Ohrenschmerzen rechts, Ohrenschmalz entfernt. Februar 2005 Hausarzt: „akuter Infekt“.

Einmal war der Flieger nur mit sehr wenigen Leuten besetzt und eine ältere, erfahrene Stewardess hat sich rührend um mich gekümmert. Ich wollte zwar am liebsten nur meine Ruhe haben, aber das Gespräch war doch sehr interessant. Sie kannte solche „Flugkopfschmerzen“ und sagte, dass auf einem normal besetzten Flug (also 100 – 120 Fluggäste) normalerweise ein bis drei Passagiere starke einseitige Kopfschmerzen hätten. Wir waren uns einig, dass das von den Nebenhöhlen kommt. Ich hatte eine Weile davor auch wieder eine starke Erkältung gehabt, die noch nicht ganz abgeklungen war. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Luftdruck in einem Flugzeug dem bei etwa 2000m Meereshöhe entspricht. Ostern 2005 war ich dann Skilaufen auf dem Gletscher, bis 3400m ohne jegliche Probleme.

Mai/Juni 2005: Mein gewohnter, rechtseitiger Kopfschmerz ist weg. Wie gerne hätte ich diesen wieder! – Jetzt ist das Biest auf die linke Seite umgezogen und tobt dort mit mehrfacher Heftigkeit. Jede Nacht mehrfach, oft länger als 30 min. und auch tagsüber im Büro kommen Attacken. Unerträglich. Mitte Juni eine Nacht mit 8 Attacken. Am nächsten Morgen bin ich dann das erste Mal wegen der nächtlichen Kopfschmerzen nicht zur Arbeit gegangen, sondern zum Hausarzt. Die Ärztin stellt eine leichte Entzündung im linken Ohr fest, aber nicht so, dass das behandelt werden müsste. CT ohne Befund. Habe mir auf Wolfgang Beckers Homepage einen mit Clusterkopfschmerzen erfahrenen Neurologen ausgesucht und dort einen Termin vereinbart. Vor AUGUST war nichts zu kriegen!

Mitte Juli wieder so eine Nacht: Kopfschmerzen linke Seite 18Uhr, 23Uhr, 2Uhr, 4Uhr, 6Uhr.

Morgens um 8 Uhr stand ich dann als erster Patient noch einmal beim HNO vor der Tür. Diagnose: „Tonsillektomie, Septumdeviation, Cephalgie unklarer Genese“, Ausschluss von „Sinusitis maxillaris et frontalis und Larynxprozess“. – Was immer das alles heißt, also kein neues Ergebnis.

Danach bin ich zu dem Neurologen gefahren. Termin oder nicht, ich hatte Schmerzen, das konnte so nicht weitergehen. Bin auch bald drangekommen. Ich hatte noch nicht viel mehr als drei Sätze gesagt, da hatte ich die Diagnose: Clusterkopfschmerzen. Er sagte, dass er mir das am Auge ansehen kann, dass ich in der Nacht eine Attacke hatte. – EINE Attacke ? –

Der Neurologe hat mir Verapamil 3 x 80 mg (kein retard) täglich verschrieben. Einschleichend: zwei Tage nur eine Tablette, zwei Tage zwei Tabletten, ab dann dreimal täglich. Und ich habe mich „ins Internet begeben“, um möglichst viel über CH zu erfahren.

Daher kam auch die Information über „waterX3“: Margi Storey, die Gattin eines CH Patienten empfiehlt auf www.clusterheadaches.com das Trinken von viel Wasser auch als vorbeugende Maßnahme. Mir hilft es. Während des Einschleichens von Verapamil konnte das Verapamil noch gar nicht wirken, trotzdem wurden meine Attacken und die Schmerzstärke sehr schnell geringer. Damals, im Sommer trank ich 4-6 Liter Wasser am Tag. Jetzt im Herbst tun es auch 2 – 4 Liter. Auch akut hilft mir das Trinken von kaltem Wasser. Mit der Einnahme der Tabletten hatte ich auch jeglichen Alkoholkonsum eingestellt. Inzwischen trinke ich wieder Alkohol, auch Rotwein, ohne davon Schmerzen zu bekommen.

Seit dem 7. August 2005 sind die Schmerzen auf der linken Seite völlig verschwunden. Selten habe ich aber wieder leichte Schmerzen auf der rechten Seite. Erst dreimal habe ich bisher Sauerstoff inhaliert, die Flasche habe ich erst Mitte August bekommen. O2 ist genial!!!! – Die aufziehende Attacke war jeweils nach wenigen Minuten verschwunden.

Ende September wurde ich in zwei aufeinander folgenden Nächten wieder durch rechtseitige Kopfschmerzen geweckt. Ich bin mir heute sehr sicher, dass das daran lag, dass ich über den Tag zuwenig Wasser getrunken hatte. Gestern Mittag kam ein „Schatten“ – Wasser und er ging weg. Morgens hatte ich nicht genug getrunken. Verapamil habe ich seit Anfang Oktober 2005 auf zweimal 80 mg/Tag reduziert und dabei bisher keine Veränderung bemerkt. Ich denke, die Wirkungsweise von „viel Wasser trinken“ hängt mit der Theorie der Renneberg Diät zusammen. Harnsäure etc. Sehr gutes Buch, aber zu einer solchen Diät oder den akribischen Aufschreibungen habe ich mich bisher nicht aufraffen können.

Imigran (nasal, Spritze oder Injektor habe ich nicht) habe ich einmal benutzt. Hat nach 20 min. super gewirkt, bis auf den ekelhaften Nachgeschmack. Vergleichbare Attacken kriege ich aber mit dem Schnupfennasenspray schneller weg! Das Beste ist Sauerstoff.

Mein linksseitiger Kopfschmerz hat auf viele Auslöser heftig und umgehend reagiert: Glutamat, Weizenbier, Rotwein, Meeresfrüchte, Fisch, Geruch von Putzmitteln, nachmittags schlafen auf dem Sofa, HUNGER!, Klimaanlage?

Mein rechtseitiger Kopfschmerz ist da weniger empfindlich gewesen, zeitweise waren überhaupt keine direkten Reaktionen auf irgendetwas feststellbar, die Schmerzen kamen einfach jede Nacht. Kleiner Folgeschaden der jahrelangen rechtsseitigen Schmerzen: Der Tränensack unter dem rechten Auge ist seit irgendwann ständig dicker als der linke.

Bis hier geschrieben im Oktober 2005.


Juni 2006

Medikation: Seit Oktober 2005 2 x 80mg Verapamil/Tag, nicht retardiert.

Dezember 2005: Während einer Atemwegsinfektion wieder vermehrte aber nicht sehr starke Attacken.

Januar 2006: EINE Attacke.

Februar 2006: Eine Attacke am 17.2. + drei Attacken am 28.02. (viel Fleisch?)

März 2006: Fünf leichte Attacken.

Die meisten der Attacken lassen sich vorangegangenen „außergewöhnlichen Nahrungsereignissen“ zuordnen. Ich vermute einen Zusammenhang zwischen Glutamat, Fisch, Meeresfrüchten, dem Verzehr von viel Fleisch und den Attacken.

Vom 21.3. – 8.4.: Keine Attacke.

Ab 9.4. Verapamil von 2 x 80mg nicht retardiert auf 2 x 60 mg retardiert reduziert. 13 Attacken vom 9.4. bis zum 24.4. Ab 24.4. auf 60mg + 80mg /Tag erhöht, es tritt „sofortige Besserung“ ein.

Nächste Attacke am 01.05., fünf Attacken bis zum 20.05. Dann eine Woche keine Attacke.

Ab dem 27.5. täglich 1 – 3 Attacken. Ab 7.6. Verapamil auf 3 x 80mg erhöht. Zunächst wurde es wieder etwas besser. Am 23.6. drei Attacken über die Nacht.

Seit dem 26.06. versuche ich es mit 2 x 120mg Isoptin retardiert, dem „Original-Verapamil“. Mal schauen, ob das besser hilft. Die Verapamil Dosis möchte ich erstmal nicht weiter erhöhen, da mein Kreislauf schon bei 240 mg/Tag leichte Probleme macht.

März 2007

2 x 120mg Isoptin retardiert hat sich bewährt. Dazu nach wie vor viel stilles Mineralwasser und Triggervermeidung: Glutamat + Histamin.

August 2008

Von April bis Juni 2008 mal wieder "Schlechte Zeiten". In diesem Jahr habe ich jetzt schon mehr Sauerstoff zur Attackenkupierung verbraucht, als in den letzten drei Jahren insgesamt. Aber *holzklopf* seit Anfang Juni ist es wieder besser geworden. Nur eine Attacke in vier Wochen. Im Urlaub in der Türkei hat mich der Cluster letztes Jahr ziemlich gebeutelt. Vermutlich verursacht durch Diclofenac? - Dieses Jahr am gleichen Ort, im gleichen Hotel in der ersten Woche NULL Attacken, in der zweiten Woche dann insgesamt zehn Stück.



Erfahrungsberichte geben die persönliche Meinung der jeweiligen Autoren wieder. Sie enthalten Fakten, aber auch subjektive Eindrücke. Erfahrungsberichte anderer Autoren bitte nicht editieren, auch wenn diese ggf. nicht namentlich gekennzeichnet sind.

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